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Beitrag vom 14.03.2006
Juden und Muslime sind gemeinsam auf Sahara-Tour
Sarah Ross
Die Berliner Organisation "Breaking the Ice" schickte in der letzten Woche wieder 10 Menschen in einem alten Feuerwehrauto auf eine ungewöhnliche Friedensmission in die Sahara.
Ein Team von Menschen, die alle aus dem konfliktreichen nahen und mittleren Osten stammen, sind gemeinsam in einem alten Feuerwehrauto unterwegs – quer durch die Wüste Sahara mit dem Ziel Ägypten. Eine Reise, die nicht ohne Konflikte verläuft und auch nicht verlaufen soll. Die Exkursion, die von dem Berliner Konfliktbewältigungs-Verein "Breaking the Ice" organisiert wird, steht unter dem Motto "Into the eye of the storm" und hat zum Ziel, durch Konfrontation Nähe zu schaffen. Die gemeinsame Herausforderung soll Vertrauen unter den TeilnehmerInnen erzeugen und somit zum Dialog zwischen den westlichen und muslimischen Ländern beitragen.
Zehn Männer und Frauen, sowie vierzehn UnterstützerInnen, aus Israel, den Palästinensischen Autonomiegebieten, Irak, Iran, Afghanistan, Ukraine und den Vereinigten Staaten haben in der vergangenen Woche eine 30-tägige Reise angetreten, die sie keineswegs über neutralen Boden schicken wird, sondern mitten durchs Krisengebiet. Vor ihnen liegen 5000 Kilometer Weg, der durch fünf Länder führen wird. Die Route beginnt in Jerusalem, von dort geht es nach Ramallah, Jericho, Beit Shean, Amman, über den Suez-Kanal und schließlich Tripolis.
In speziell ausgerüsteten Wüstentrucks, auf Kamelen und zu Fuß werden die Mitglieder dieses außergewöhnlichen Teams die Wüste durchqueren.
Die Konflikte zwischen der islamischen und westlichen Welt haben sich in den vergangenen Monaten besonders in den Medien um ein Vielfaches verhärtet.
Umso mehr ist diese Reise eher ein politisches als ein privates Abenteuer, deren TeilnehmerInnen alles andere als FreundInnen sind. Die zehn Menschen, die dieses Experiment wagen, leben in den Krisengebieten und teilweise zwischen den Kulturen. Tagtäglich erfahren sie diese Auseinandersetzung am eigenen Leib.
Die Konfliktbewältigungsorganisation "Breaking the Ice" mit Sitz in Berlin unterstützt sie während des Wüstentrips dabei, dem Frieden, der nicht von den Regierungen aufgezwungen werden kann, sondern vom einzelnen Menschen ausgehen muss, ein Stück näher zu kommen.
Ein risiko- und konfliktreiches Unterfangen steht zum Beispiel den beiden israelischen TeilnehmerInnen Gil Fogel, 59, aus Re’ut, und Galit Oren, 40, aus Tel Aviv bevor. Gil ist ein ehemaliger israelischer Kampfpilot, der bei einem Aufklärungsflug im Libanonkrieg abgeschossen und zwei Jahre in syrischen Gefängnissen gefoltert wurde. Galit hingegen verlor ihre Mutter bei einem palästinensischen Selbstmordattentat auf einen Bus in Ramat-Gan bei Tel Aviv.
Sie beide treffen bei dieser Reise zu den Wunden der Vergangenheit, wie Galit es beschrieb, auf einen Imam, der der berühmten Al-Aksa-Moschee in Jerusalem vorsteht, auf eine junge Iranerin, die ihre beste Freundin bei einem Luftangriff verlor, auf einen russischer Bomberpilot, der einst für die Sowjetarmee in den Afghanistankrieg zog, und auf einen Feuerwehrmann aus New York City, der bei den Terroranschlägen vom 11. September viele Kollegen verlor.
Bereits vor zwei Jahren erregte die Organisation weltweites Interesse mit einer Bergbesteigung in der Antarktis, an der vier Israelis und vier Palästinenser teilnahmen. Einige von ihnen sind heute Freunde. "Breaking the Ice" wurde vor drei Jahren von dem in Berlin lebenden israelischen Unternehmer Heskel Nathaniel gegründet.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.breakingtheice.org.